KULTURNOTSTAND

Atai Keller

Wer noch glaubt, an Weihnachten öffnen die Kultureinrichtungen wieder, der weiß spätestens nach der Ankündigung des Freiburger Stadttheaters, frühestens am 14. Januar wieder zu öffnen, dass es nicht so sein wird. Im Gegenteil: Kultur wird weiter geschlossen gehalten.

Ein Spielplan wird Monate vorher aufgestellt, ja Jahre vorher konzipiert, das lebendige Bühnenerlebnis wird von Menschen hergestellt, Musik, Theater, Tanz werden erst durch die Interaktion mit dem Publikum zum Seelenerlebnis. Stillstand auf der Bühne und das Ende offen. Stillstand im urbanen Nachtleben in grundigem Aufbegehren. Stillstand im gesellschaftlichen Leben der Stadt und das dicke Ende kommt. Der Bildungsnotstand droht, Generation Corona läßt grüßen, die gemeinsamen Sporterlebnisse fehlen schmerzlich, die Gastronomie stöhnt unter der Schließung, und wir vermissen traumatisch die sozialen Kontakte.

Gerade in diesen schweren Zeiten könnten Kunst und Kultur nicht nur die Labsal für die Seele sein, sondern auch den Sinnverstand liefern für die Entbehrungen der Zeit. So sind die Bemühungen der Kultureinrichtungen unbedingt zu unterstützen, wenigstens durch anhaltendes Streaming, uns an Programmen und Veranstaltungen teilhaben zu lassen. Ein Ersatz ist ausgeschlossen!

So ist es nur allzu richtig, jetzt neben den Hilfsprogrammen von Land und Bund auch von der Stadt unterstützende Maßnahmen aufzulegen, die Kultureinrichtungen wie die Musikschule oder die Volkshochschule noch in diesem Jahr vor dem Schlimmsten bewahren sollen. Aber es geht um mehr: Es geht um den drohenden Verlust einer ganzen Szenerie und somit um den Verlust der Freiburger Vielfalt. Da gibt es kein oben und unten mehr! Alle sind gemeint in ihrem unermüdlichen Engagement für die Kunst und die Kultur. Im Professionellen, in der Laienschaft und im Ehrenamt.

Die am kommenden Dienstag zur Entscheidung stehende einmalige finanzielle Unterstützung für Gruppen und Einrichtungen aus der Musikstadt Freiburg (FBO, Ensemble Recherche, AlbertKonzerte, Zentrum pro Arte, Jazzhaus und K52/multicore) kann nur die Richtung sein, in die jetzt und bei den Haushaltsberatungen der Blick und vor allem eine weitere Unterstützung geschärft werden muss. Genauso sind die Bildende Kunst, die Museumslandschaft, das Theater- und Tanzleben, die Nacht- und Clubgesellschaft, die Kino- und Medienwelt und der kulturelle Teilhabesektor, sie alle sind Bestandteile unseres kulturellen Gedächtnisses, welche uns das Überleben garantieren und uns zum Leben animieren.

(Atai Keller, Kulturliste)

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