Housing First

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Pünktlich zum meteorologischen Winteranfang am Freitagabend, den 01. Dezember versammelten sich auf Einladung der SPD/Kulturliste trotz Schneeregen und Minusgraden circa 60 Teilnehmer:innen zu einer Gesprächsrunde mit dem Thema „Housing First“. Mit dem bunt gemischten Publikum aus Politik und Stadtgesellschaft, z.B. den sozialen Einrichtungen der Diakonie und der Caritas, den Gewerkschaften und Bürgervereinen, der Freiburger Straßenschule und der gemeinnützigen Freiburger Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft, ergab sich eine aufschlussreiche Diskussion. Grundlage dafür waren die Vorträge von Herrn Dr. Jordan vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge und von Frau Simone Hahn von der Diakonie Freiburg.

Wenig überraschend: In Freiburg mangelt es an Wohnraum

Gleich zu Beginn wurde deutlich, woran es besonders mangelt: Wohnraum, der für Housing First genutzt werden könnte. Obwohl in Freiburg bereits 2018 beschlossen wurde, 200 Wohnungen für Housing First zu bauen, steht bis heute keine einzige dieser Wohnungen. Hier muss seitens des Gemeinderats und der Verwaltung dringend gehandelt werden, darüber waren sich alle Anwesenden einig. Es gab nämlich auch gute Neuigkeiten von der Diakonie: So konnte Frau Hahn überraschend von einer Zusage für ein Housing First-Projekt in Freiburg berichten, welches über die Landesregierung in Zusammenarbeit mit der Vectorstiftung mit 100.000 Euro pro Jahr gefördert wird. „Vor circa einer Stunde haben wir die Zusage für unser Projekt erhalten. Aber ohne geeigneten Wohnraum bereitet mir die Umsetzung bereits jetzt Bauchschmerzen“, gibt sie zu bedenken.

Housing First funktioniert: Erfolgsqouten liegen bei 90 Prozent

Kritische Nachfragen hinsichtlich Erfolgsquoten und Nachbarschaftskonflikten bei Housing First konnte Herr Dr. Jordan mit einem Blick auf die rund 30 bundesweiten Housing First-Projekte beantworten. „Das Thema ist gut erforscht: man weiß, dass es funktioniert. Eine Wohnstabilität kann bei rund 90 % der Teilnehmer:innen festgestellt werden“. Zur Zeit ist laut Jordan eher die Verstetigung das Problem. Aktuell gibt es nur kurzfristige Projekte, die alle nach einer bestimmten Zeit wieder auslaufen. Europäische Vergleiche oder Vergleiche mit den USA sind aufgrund der ganz unterschiedlichen Hilfe- und Rechtsysteme schwierig. Aus sämtlichen Evaluationen geht aber hervor, dass die Obdachlosenzahlen mit Housing First langfristig gesenkt werden können.

In der abschließenden Fragerunde wurde der Unmut über den Mangel an Wohnungen deutlich. Im Publikum herrschte großes Unverständnis darüber, warum trotz Gemeinderatsbeschluss im Jahr 2018 noch nichts passiert ist. Ludwig Striet und Julia Söhne empfahlen einen positiven Blick nach vorne: „Wir haben einen interfraktionellen Antrag auf den Weg gebracht, mit dem die Verwaltung konkret ein Grundstück für Housing First ausschreiben, herrichten und zur Verfügung stellen muss. Aktuell fehlt uns noch eine Stimme. Wir sind aber optimistisch, dass wir die nach dem heutigen Abend auch noch gewinnen können.“

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