Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Musikstadt gibt sich die Ehre, die Kulturstadt entwickelt sich weiter, Pop/Rock goes Kultur, Freiburger Nachtleben als Nachtkultur anerkannt, oder wie es der Stuttgarter Nachmanager Nils Runge in einer Diskussion der JUPI-Fraktion jüngst ausdrückte: „Liebe Politik, gib der Nacht eine Chance.“ Oder um Sergio Pax in der gleichen Veranstaltung zu zitieren: „Wir haben hier einiges aufzuholen, wir wollen nicht über Nachkultur reden, wir wollen mit der Nachtkultur leben.“
Heute erleben wir einen Meilenstein in der Entwicklung der Kulturlandschaft unserer Stadt. Neben dem städtischen Popbeauftragten soll ein Nachtkulturmanager/eine Nachtkulturmanagerin die Nacht/Clubkultur ins Visier nehmen und zum/r Advokaten/in der nächtlichen Aktivitäten unserer Stadt werden. So wird endlich ein Beschluss aus den letzten Haushaltsberatungen umgesetzt, der hart erkämpft, aber längst überfällig war. Die Säule der Toleranz ist damit inkarniert, sie ist zur Grundlage des zukünftigen Aufgabenfeldes des Nachtkulturmanagements geworden. So wandelt sich das statische Bewusstsein über die Bedeutung des Nachtlebens unserer Stadt in ein prozesshaftes und die Förderung des Nachlebens wird zu einer Querschnittsaufgabe. Ökonomische, kulturelle, soziale und sicherheitspolitische Aspekte sollen hier neu gestaltet und zu einer Standort-Dimension mit jungem Imagefaktor geführt werden. Dabei spielt der wirtschaftliche Aspekt eine große Rolle. Genau deswegen aber sind wir dafür, die Stelle im Kulturamt als eigenständige Sonderposition oder als Stabstelle zu führen, damit die kulturelle Verortung die Grundlage bildet. Die Zugehörigkeit der Rock/Popszene zur Kultur einer Stadt wird dadurch betont, ja deutlich gemacht. Keine reine wirtschaftliche Ausrichtung dieses Bereiches, sondern ein Bekenntnis der Stadt zu ihrer Rockszene, zu ihren Popgruppen, zu ihrer Nachtszenerie, zu den Musikfestivals, zur Gastroszene, den Clubs und Spielstätten in ihrer Vielschichtigkeit. Die Nacht ist eben nicht die hässliche Schwester des Tages, sondern die andere Seite der städtisch glänzenden Medaille. Auf jeden Fall ist das das Ziele dieser neuen Stellen-Kulturgemeinschaft. Die momentane Ausstattung des gesamten Bürobereichs mit 1,2 % Stellen erlaubt allerdings kein eigenständiges Pop/Nacht-Büro wie in anderen Städten, deswegen fordert die Fraktionsgemeinschaft SPD/Kulturliste eine möglichst große Unabhängigkeit von Ämterstrukturen.
Zu den unterschiedlichen Aufgaben der Nachtkulturmanagements gehören die Bestandssicherung von Clubs und Einrichtungen zwischen kommerziell und unkommerziell ebenso wie Stimulationen für Neues, die Prüfung von Niederschwelligkeit ebenso wie das Werben für Lautstärke, das Schlichten von Konflikten, die Weiterentwicklung von Bebauungsplänen mit Vergnügungsstättenzulassung und die angestrebte Barrierefreiheit. Das ergibt einen gewichtigen Strauß von Nachtblumen und ein großes Erwartungsmanagement. Und genau deswegen sind wir auch für eine Sonderbehandlung der personellen Findung dieser Stelle. Wir bitten ja im zweiten Zusatzantrag sehr um eine Beteiligung von Experten/innen bei der Stellenbesetzung. Diese Stelle muss besonders in die Szene vernetzt sein und kann nicht von oben aufgepfroft werden. Lasst uns da mal flexibel sein!
Sie sehen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich mache da keine Unterscheidungen mehr, wo Popbeauftragter und Nachtmanagement angesiedelt werden sollen. Sie gehören als Stellengemeinschaft zusammen, auch wenn der Popbeauftragte in der letzten Zeit seine Erfahrungen in der FWTM gemacht hat. Das kann ihm ja jetzt nur nützen. Ein Teil dieser Stelle ist weiterhin auch Wirtschaftsförderung und Innenstadtkonzeptionierung in der Vernetzung mit anderen Bereichen.
Ein großer Dank an die Kulturverwaltung und den Einsatz für die Nachtkultur, Dank an Frau Maier und Herrn Eichmeier, Dank an Frau Böhme und Herrn Stoffel, und nicht zuletzt auch Dank an die Vernetzung der Szene, an die IG Subkultur und an die JUPI-Fraktion, die hier ihren Aufgaben extrem gut und sicher nachgekommen ist, nämlich sprichwörtlich die Nacht zum Tag gemacht zu haben und die Vernetzung lokal und national genutzt zu haben, um die Gesamtentwicklung der Stadt voranzutreiben.