„Die Wirklichkeit nicht in Ruhe lassen“

HP_Julien Bender und Atai Keller

So lautet das Motto der aktuellen Spielzeit der Münchner Kammerspiele unter ihrer Intendantin Barbara Mundel, die inzwischen heilfroh sein dürfte, nicht die Freiburger Corona-geschwächten 900 Jahresfeiern leiten zu müssen. Bei all den aufflammenden Diskussionen um Haushalt, Restrukturierung und Reform sollte nicht vergessen werden, dass Kultur eine immanente Aufgabe der Gesellschaft ist. Wer sie, Kunst und Kultur, schwächt, untergräbt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Eine ökologische Weiterentwicklung der Stadtgemeinschaft kann nur auf gestärkter kultureller Grundlage geschehen.


Die Sanierung des kleinen Hauses/Stadttheater wird erst einmal aufgegeben, die Verwirklichung des NS-Dokuzentrums zeitlich gestreckt, das Haus zum Herzog verkauft, alles schlechte Nachrichten. Den sich verzögernden Ausbau des Augustinermuseums als Steinbruch für kulturelle Erhöhungen zu benutzen, ist auch keine gute Meldung und schwächt eher die Kulturstadt. Dennoch haben alle Fraktionen diese Möglichkeit genutzt. Wir auch! Grundlage hierfür ist eine schwächelnde Kulturpolitik, die keine neuen Leitlinien aufstellt und keine eigenen kreativen und aufbauenden Vorschläge macht, sondern nur reagiert und auf Sicht fährt. Außer den Ausbauraten für das bedeutende Museum enthält der aktuell gültige Haushaltsentwurf keine kulturellen Schwerpunkte. Im Gegenteil: Ein Aussetzen der Dynamisierung führt zur weiteren Schwächung der freien Struktur.


Für die Stadt wichtige und übergeordnete Kultur-und Kunstprojekte (z.B. Kunstbienale, ins Weite, Lichtkunstfestival, Tanzpakt, Chorfest, u.a.) wurden NUR vom Gemeinderat in der zweiten Lesung auf den Weg geschickt, ein wichtiger Corona-Nothilfefonds wurde eingerichtet. Doch auch hier reagierte die Stadt erst auf eine gemeinderätliche Mehrheit. In der Nacht-,Club-und Subkultur führt das zu einer Stärkung dieses Bereichs ohne Zutun der Stadtspitze.


Insgesamt waren SPD/Kulturliste bei 28 Anträgen dabei und beteiligt, von denen 18 Anträge erfolgreich ein Mehrheit bekamen ( z.B. Jugendproarte, Jazzchor, kubus e.V., alemannische Bühne, community oper, E-Werk, Theater Panoptikum, Farrenstall).
Wir bleiben für die dritte Lesung (27.4) bei wenigen Anträgen: Es handelt sich dabei um drei Einrichtungen, bei denen die strukturellen Erhöhungen die zukünftige Arbeitsstruktur zwingend absichern helfen: Freiburger Barockorchester, Ensemble Aventure und Kulturwerk T66.


Viele Anträge blieben dieses Mal unberücksichtigt, sie machen aber genau die Vielfalt der Kunst- und Kulturregion Freiburg aus und stärken die Offenheit, die Neugier und den kritischen Geist der Stadt. Das darf nicht verloren gehen!

Atai Keller

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