Kultursommer statt Jubiläum

Atai Keller

Das 900 jährige Stadtjubiläum wird in die Geschichte der Stadt leider als ein durch die Pandemie verhindertes stimmungsloses Großereignis eingehen. Derweil müssten vielleicht noch einmal die vielen kleineren Themen- oder Stadtteil-bezogenen Veranstaltungen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt werden, damit das Jubiläum ein bleibendes Gesicht bekommen kann. Solche Veranstaltungen engagierter Bürger*innen gab und gibt es viele und sie sind wahrhaftig ein Markenzeichen unserer lebendigen Bürgergesellschaft. Verständlich ist bei den schon angefallenen Kosten, dass der OB keinen Mut mehr hatte, ein aufwendiges Jubiläumsabschlussprogramm im Schwarzwaldstadion anzusetzen, und der SC Freiburg konnte sich dafür auch nicht erwärmen. Allein die Kommunikation mit dem Gemeinderat war einfach nicht vorhanden, welches kein gutes Licht auf die Organisation wirft.

Stattdessen bewarb sich die Stadtverwaltung bei der Bundeskulturstiftung um neues Geld für das Programm „Kultursommer 2021“ und bekam die Höchstförderung. Bravo! Was also im Juli nicht sein kann, kann im August stattfinden und zwar vom 3.8. bis 17.8: Drei Veranstalter aus der jüngsten Kulturvernetzung, die IG Subkultur, der Verein Kulturrettung und Freiburg LIVE auf drei verschiedenen Plätzen mit drei unterschiedlichen Programmen. Das Kulturamt bildet den Gesamtrahmen.

Ferner sind für den Sommer angekündigt: Die Sonderveranstaltungen ‚Ins Weite‘ des Kommunalen Kinos, die ‚Kunstbiennale‘ des Vereins Perspektiven für Kunst, die Sondernutzung OIB des Instituts für Angewandte Lebensfreude (IAL), die ‚Extrawurst‘ des Wallgrabentheaters im ehemaligen Autohaus Südwest, das ‚Frei Art Festival‘ von Studio Pro Arte und weitere 6 Open-Air-Bühnen oder Veranstaltungen aus dem Programm „Kunst trotz Abstand“ des Landes BW, durch das Freiburg dieses Mal (insgesamt 13 x) außerordentlich reich gefördert wurde. Der Sommer kann also kommen und die Inzidenzen sollen weiter fallen.

Dann endlich ist Live-Kultur wieder möglich, nach der wir uns so lange gesehnt haben. Was bleibt sind die AHA-Regeln und die 3-G-Regelung. Die Politik muss die kulturellen Aktivitäten der Stadtgesellschaft weiter im Blick haben und fördern und Gestaltungsräume ermöglichen. Im nächsten Jahr das große Chorfest oder das Freiburg-Festival oder gar die vom Stadttheater ins Auge gefasste Tanzplattform Deutschland 2024, sie alle verbinden, vernetzen, gestalten und visionieren in eine lebenswerte Zukunft.

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