Kulturliste: Zäsur und Aufbruch

Atai Keller

22 Gemeinderäte/tinnen wurden jetzt im Juli von OB Martin Horn verabschiedet, die Laufzeit betrug zwischen fünf und 40 Jahren. Solch eine personelle Veränderung im Gemeinderat hat es noch nie gegeben. Das aber ist nicht alles: Die Grünen wurden stärker als CDU und SPD zusammen, die AfD zog erstmals in den Gemeinderat ein, und die UL verlor zwei Sitze und löste sich kurzerhand auf. Ein Schnellschuss oder die konsequente Einsicht in die Notwendigkeit?

Die beiden Partner der neuen Fraktionsgemeinschaft SPD und Kulturliste ringen nach Verlusten jeweils um Bedeutung und Einfluss. In der jetzt gewählten Allianz erscheint uns das programmatisch gelungen, vielversprechend und konsequent. Es geht um die Weichenstellung einer „Stadt der Zukunft“ mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und um die frühzeitige Abwehr rechtspopulistischer Tendenzen in der Stadtgesellschaft. Das kann nur mit eindeutigen kulturellen Konzepten geschehen. Die Theater sollen Orte des Diskurses werden, wenn sie es nicht schon sind, die Buchhandlungen müssen geistige Tankstellen (H. Schmidt) bleiben, wir müssen in Zukunft auf die Transformationsprozesse achten, die neue Teilhabeprojekte in Gang setzen, und dabei dürfen wir die Bedeutung der Kunst nicht vernachlässigen. Kultur darf nicht gegen Soziales ausgespielt werden, Kulturraum ist Lebensraum, und die Verkehrswende ist letztlich eine ethische Frage. Subkulturelle Strömungen und Clubkultur fordern ihre Anerkennung als eigenständige Kulturform, und ein junger Gemeinderat wird seine Stimme dafür erheben. „900 Jahre jung“, diese inhaltslose Formel des Stadtjubiläums im nächsten Jahr erscheint jetzt plötzlich wie eine prophetische Vorhersage. Die Zahl der kultur- und kunstinteressierten Gemeinderäte/tinnen muss wachsen, nur so kann die Wertschätzung der Kultur in der Stadt noch weiter gesteigert werden. Das städtische Kulturkonzept muss evaluiert werden, das erwarten wir vom Kulturamt, und dann sollte es eine Fortschreibung erfahren. Die Kunst im öffentlichen Raum kann sich nun endlich mithilfe der neu strukturierten Kunstkommission entfalten. Ein Prozent für Kunst am Bau wäre eine definitive Erweiterung der Gestaltung von neuen Bauwerken, ein Musik- und Probehaus, ein neues Kunstfestival, ein neues Museum für Neue Kunst und die endgültige Bestimmung der kulturellen Nutzung der Stadthalle sind für uns wichtige Bausteine einer Stadtentwicklung. Jede Menge Diskussion unter uns, auch der Tunnel ist noch nicht gebaut! – Wir gehen mit Verve in die neue Verbindung mit der SPD und in den neuen Gemeinderat.

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